Trotzburg – Rolle Schmied

Quelle: https://www.lpb-bw.de/fileadmin/Abteilung_III/jugend/pdf/ws_beteiligung_dings/ws6/methoden_spiele_gruppen.pdf, Seite 61

Die kleine arme mittelalterliche Stadt Trotzburg ist zerstritten mit der großen reichen Nachbarstadt Hochberg.

Der Schmied von Trotzburg sieht eines Tages vor der Stadt einen Kaufmann aus Hochberg vorbeikommen. Er denkt sich: “Dem nehme ich sein Geld ab!” Er uberfällt ihn, schlägt ihn zusammen und raubt ihm Geld. Beim Anblick des Verwundeten bekommt der Schmied dann aber doch Angst und rennt in die Stadt, um Hilfe zu holen.

Zuerst geht er allerdings zum Wächter auf den Turm. Der Wächter hat alles beobachtet. Der Schmied gibt ihm deswegen die Hälfte des geraubten Geldes, damit er nichts verrät. Der Wächter verspricht zu schweigen.

Danach läuft der Schmied zum Bürgermeister und sagt zu ihm: “Eben hat mich ein Kaufmann aus Hochberg überfallen wollen. Ich habe mich gewehrt und ihn verwundet. Jetzt liegt er draußen im Schnee.”

Der Bürgermeister zählt gerade die Stadtkasse nach und sagt nur: “Das werden wir schon wieder hinbekommen!”, tut aber nichts.

Da läuft der Schmied zum Arzt und sagt: “Komm mit vor die Stadt hinaus und hilf dem verwundeten Kaufmann!”

Der Arzt sagt: “Was? Zu einem Hochberger soll ich hinausgehen? Fällt mir gar nicht ein. Wenn ihr ihn hereinschafft, werde ich ihn vielleicht behandeln, sonst nicht.”

Da rennt der Schmied zum Krankenpfleger und bittet ihn: “Trage doch mit mir den Kaufmann herein! Allein schaffe ich es nicht.”

Der Krankenpfleger sagt: “Du hast mir nicht zu sagen, was ich zu tun habe. Wenn’s der Bürgermeister sagt, komme ich mit, sonst nicht.“

Der Schmied läuft wieder zum Bürgermeister, der immer noch beim Geldzählen ist. Dieser sagt schließlich: “Meinetwegen soll er ihn hereinschaffen.”

Der Schmied läuft zum Krankenpfleger, und beide tragen den Kaufmann in die Stadt. Der Arzt verbindet seine Wunden, aber noch in derselben Nacht stirbt der Kaufmann. Der Arzt sagt: “Der war nicht mehr zu retten. Die Kälte hat ihn fertig gemacht. Wenn der Wächter gleich gesehen hätte, was los war, und uns Bescheid gegeben hätte, hätte ich ihn vielleicht durchgebracht.”

Kurze Zeit darauf kommen die Soldaten von Hochberg vor die Stadt. Sie sind in der Übermacht. Sie lassen den Trotzburgern eine Botschaft überbringen: “Liefert uns bis in einer Stunde den Schuldigen aus, der den Kaufmann getötet hat! Sonst brennen wir die ganze Stadt nieder!”