Trotzburg – Rolle Wächter

Quelle: https://www.lpb-bw.de/fileadmin/Abteilung_III/jugend/pdf/ws_beteiligung_dings/ws6/methoden_spiele_gruppen.pdf, Seite 64

Die kleine arme mittelalterliche Stadt Trotzburg ist zerstritten mit der großen reichen Nachbarstadt Hochberg.

Der Wächter steht auf seinem Turm und beobachtet die Straße, die an der Stadt vorbeifuhrt. Eines Tages sieht er, wie der Schmied von Trotzburg einen Hochberger Kaufmann überfällt, niederschlägt und ausraubt. Der Wächter meldet es aber nicht in der Stadt, weil er sich denkt: “Was geht mich ein Hochberger an?”

Kurz darauf kommt der Schmied zu ihm auf den Turm und gibt ihm Geld,
damit er in der Stadt sagt, er habe nichts gesehen. Dem Wächter ist das durchaus recht, und er verspricht, nichts zu sagen.

Der Schmied läuft weiter zum Bürgermeister und stellt die Sache so dar, als wäre er vom Kaufmann angefallen worden und hätte diesen in Notwehr verwundet. Der Bürgermeister tut nichts.

Danach läuft der Schmied weiter zum Arzt, der aber nicht hinausgehen will. Er wurde den Hochberger höchstens dann behandeln, wenn jemand den Verwundeten hereinbrächte.

Also rennt der Schmied zum Krankenpfleger. Dieser allerdings will nur hinausgehen, wenn es der Bürgermeister befiehlt. Nachdem der Schmied vom Bürgermeister endlich den Befehl eingeholt hat, den Kaufmann zu holen, geht der Krankenpfleger zusammen mit dem Schmied vor die Stadt.

Aber es ist schon zu spät für den Kaufmann, der in der Nacht stirbt. Der Arzt sagt: “Der war nicht mehr zu retten, die Kälte hat ihn fertig gemacht. Wenn der Wächter gesehen hätte, dass da einer verwundet im Schnee liegt, und uns Bescheid gegeben hätte, hätte ich ihn vielleicht durchgebracht.”

Kurze Zeit darauf kommen die Soldaten von Hochberg vor die Stadt. Sie sind in der Übermacht. Sie lassen den Trotzburgern eine Botschaft überbringen: “Liefert uns bis in einer Stunde den Schuldigen aus, der den Kaufmann getötet hat! Sonst brennen wir die ganze Stadt nieder!”

Kurz vor der Beratung, wer den Hochbergern als Schuldiger ausgeliefert werden soll, kommt der Wächter zum Arzt und bezahlt eine längst fällige Rechnung.